CEAP-Klassifikationen

An den klinischen Manifestationen lässt sich das Fortschreiten der chronisch venöse Insuffizienz (CVI) beurteilen, weil sie die direkte Folge der zuvor beschriebenen Prozesse sind.

Inzwischen hat sich eine neue internationale Klassifikation durchgesetzt, die CEAP-Klassifikation (Clinical signs für klinische Zeichen, Etiological classification für ätiologische Faktoren, Anatomical distribution für anatomische Läsionen und Pathophysiological dysfunction für pathophysiologische Mechanismen), mit der sich das Fortschreiten der Erkrankung anhand der vorliegenden klinischen Zeichen beurteilen lässt.

Aufteilung der CEAP-Klassifikation

C0

In diesem Stadium weist das Venensystem der Beine weder strukturelle noch funktionelle Anomalien auf. Die Patienten klagen möglicherweise über Symptome, die durch die Freisetzung bestimmter Mediatoren infolge einer Verlangsamung des Blutflusses bei längerem Stehen hervorgerufen werden. Diese Symptome sind Schweregefühl in den Beinen, Schmerzen in den Beinen, Pruritus; dagegen sind keine klinischen oder tastbaren Zeichen einer Venenkrankheit vorhanden.

 

C1

In diesem Stadium treten die ersten klinischen Zeichen der Venenkrankheit auf: Teleangiektasien oder retikuläre Varizen. Sie bilden sich aufgrund einer Zunahme des Venendrucks in bestimmten Abschnitten der Beinvenen oder aufgrund anderer Faktoren wie hormonelle Einflüsse in der Schwangerschaft, Einnahme oraler Kontrazeptiva, starke Gewichtsänderung usw.

C2: Auftreten von Varizen

Die Zunahme des Venendrucks im gesamten Venensystem der Beine oder einem großen Teil davon führt zur Bildung von sichtbaren und tastbaren Varizen, die Ausdruck einer starken Erweiterung des Venendurchmessers sind. Dieser Zustand kann sich bei einem Hindernis der venösen Durchblutung oder aufgrund einer angeborenen Schwäche der Venenwände entwickeln.

C3: Venöses Ödem

Die Zunahme des Venendrucks führt zum Austritt von intravaskulärer Flüssigkeit und zu einer Beeinträchtigung der Flüssigkeitsreabsorption durch das Venennetz. Das sichtbare Resultat dieses Hochdrucks ist ein Venenödem (ohne trophische Störungen).

C4: Trophische Störungen venöser Genese

Das Fortschreiten der in Stadium C3 genannten Störungen führt zur Extravasation von zellulären Blutbestandteilen und vor allem von Makromolekülen (Proteine, verschiedene proinflammatorische Mediatoren usw.), wodurch sich die Stase verstärkt.

Die Gesamtheit dieser Phänomene verursacht herdförmige Gewebeschäden, nach deren Reparatur Spuren vom Typ einer Atrophie blanche zurückbleiben, die nichts anderes sind als kleine Narben.

Die Extravasation von Erythrozyten und ihr Zerfall äußern sich als Angiodermatitis pigmentosa et purpurica (Purpura jaune d’ocre).

Andere trophische Störungen wie ein variköses Ekzem können ebenfalls auftreten.

Atrophie blanche:

Variköses Ekzem:

Variköses Ekzem

Gelbe Dermatitis:

Gelbe Dermatitis_1

C5: Abgeheiltes Ulcus cruris venosum mit trophischen Störungen

Abgeheilte Beinulzera sind immer eine Schwachstelle der Hauttrophik. Das Risiko, dass auf einem abgeheilten Ulkus ein Rezidiv auftritt, ist höher als das Risiko, dass sich auf bisher nicht ulkusgeschädigter Haut ein venöses Ulkus entwickelt; dies gilt umso mehr, wenn nach der Abheilung der Wunde weiterhin trophische Störungen bestehen bleiben.

C5

C6: Florides Ulcus cruris venosum
(häufig begleitet von trophischen Störungen)

Das venöse Ulcus cruris, das Endstadium der chronischen venösen Insuffizienz ist ein Substanzverlust, der alle Hautschichten betrifft. Es resultiert aus der Ansammlung von Abbauprodukten des Zellmetabolismus, die nicht richtig entfernt werden, und einer Kapillarischämie, die die Entwicklung der venösen Ödeme begleitet. Das Ulkus kann sich infolge eines benignen Traumas bilden oder spontan auftreten. Das Ulcus cruris zeigt an, dass der venöse Hochdruck einen kritischen Wert erreicht hat.

Venöses Ulkus auf varikösem Ekzem:

Venöses Ulkus auf varikösem Ekzem_1

Venöses Ulkus auf varikösem Ekzem_2

Venöses Ulkus auf varikösem Ekzem_3

Differenzialdiagnose venöser Ulzera

Bei bestimmten Erkrankungen treten Wunden auf, die ein ähnliches Erscheinungsbild haben wie venöse Ulzera. Diese anderen Erkrankungen dürfen auf gar keinen Fall mit venösen Ulzera verwechselt werden, weil die für eine Erkrankung geeignete Behandlung bei einer anderen kontraindiziert sein kann.
Die häufigsten Erkrankungen, die für chronische Wunden am Bein verantwortlich sind, sind folgende:

  • CVI (chronisch venöse Insuffizienz)
  • Gemischte Insuffizienz (mit venöser und arterieller Komponente)
  • Arterielle Insuffizienz
  • Störungen der Mikrozirkulation und diabetische Mikroangiopathie
  • Nekrotisierende Angiodermitis
  • Neuropathische Genese
  • Pyoderma gangraenosum
  • Und schließlich muss besonders auf chronische Ulzerationen geachtet werden, die durch maligne Erkrankungen, wie Basalzellkarzinom oder Plattenepithelkarzinom hervorgerufen werden, oder bei denen es sich um sehr seltene Hautmetastasen handelt, wie sie bei systemischen Karzinosen beobachtet werden.

WUSSTEN SIE SCHON?

… dass bei bestimmten Erkrankungen Wunden auftreten, die ein ähnliches Erscheinungsbild haben wie venöse Ulzera? 

Diese anderen Erkrankungen dürfen auf gar keinen Fall mit venösen Ulzera verwechselt werden, weil die für eine Erkrankung geeignete Behandlung bei einer anderen kontraindiziert sein kann. Die häufigsten Erkrankungen, die für chronische Wunden am Bein verantwortlich sind, sind CVI, gemischte Insuffizienz (mit venöser und arterieller Komponente), arterielle Insuffizienz, Störungen der Mikrozirkulation und diabetische Mikroangiopathie, nekrotisierende Angiodermitis, neuropathische Genese sowie Pyoderma gangraenosum. 

Darüber hinaus muss besonders auf chronische Ulzerationen geachtet werden, die durch maligne Erkrankungen, wie Basalzellkarzinom oder Plattenepithelkarzinom hervorgerufen werden, oder bei denen es sich um sehr seltene Hautmetastasen handelt, wie sie bei systemischen Karzinosen beobachtet werden.

 

… inwiefern sich das venöse vom arteriellen Ulkus unterscheidet?

Im Gegensatz zum venösen Ulkus ist das arterielle Ulkus meist wie „aufgehängt“ und eher an der Außenseite des Beins oder auf dem Fußrücken lokalisiert. Seine Ränder sind glatt, die Wunde ist ausgehöhlt, kaum exsudierend und der Ulkusgrund erscheint weißlich. Arterielle Ulzera kommen häufig multipel vor. Um die Genese eines Ulkus (arteriell oder venös) festzustellen, muss eine Dopplerechographie durchgeführt und der Knöchel-Arm-Index (systolischer Druckindex [ABI]) gemessen werden. Der derzeit immer häufiger zu beobachtende Ulkustyp ist das Ulkus gemischter Genese. Dies ist durch die Überalterung der Bevölkerung bedingt und dadurch, dass Ulzera in immer höheren Altersgruppen auftreten.