Therapie lokaler Wundinfektionen

Lokale Wundinfektionen sind gefürchtete Komplikationen, die bei akuten und chronischen Wunden auftreten sowie Ursache für eine verzögerte Wundheilung sein können. Eine zu späte oder nicht ad- äquate Behandlung kann sowohl für die betroffenen Patienten und deren Lebensqualität als auch für das Gesundheitssystem einschneidende Folgen haben.

Wundverbände mit ergänzenden antimikrobiellen Eigenschaften sind seit vielen Jahren in der Praxis bewährte Therapieoptionen und insbesondere in der ambulanten Versorgung wichtig. Die publizierte klinische Evidenz wird jedoch kontrovers diskutiert. Die Erstattung von Wundverbänden mit ergänzenden antimikrobiellen Wirkkomponenten, wie z. B. Silber (Ag+) oder Polihexanid (PHMB), die zukünftig in Teil 3 der Arzneimittel-Richtlinie kategorisiert werden, wird zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung nach Ablauf einer Übergangsfrist, d. h. nach dem 02.12.2023, nur nach einer Antragstellung durch den Hersteller und einer positiven Nutzenbewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) möglich sein.

Es besteht keine Einigkeit, ob die aktuellen Kriterien für eine Bewertung des klinischen Nutzens von Arzneimitteln uneingeschränkt auch für die Gruppe antimikrobieller Wundverbände, für die als Medizinprodukte andere Anforderungen an eine klinische Prüfung gelten, geeignet sind. Das Therapieziel sowie die Zweckbestimmung dieser intermediär angewendeten antimikrobiellen Wundverbände sind nicht der komplette Wundverschluss. Die Zweckbestimmung dieser Medizinprodukte ist vielmehr die Reduktion der mikrobiellen Belastung der Wunde. Die Anwendung erfolgt in der phasengerechten Wundbehandlung zeitlich befristet. Der Erfolg der Behandlung zeigt sich z. B. in Form einer Reduktion der klinischen Infektionszeichen, der Wundfläche oder der Mikroorganismen in der Wunde.

Der Beitrag „Antimikrobielle Therapie lokal infizierter oder infektionsgefährdeter Wunden – Ergebnisse einer systematischen Literaturrecherche zur klinischen Evidenz und zu Bewertungskriterien silberhaltiger Wundverbände“ fasst die Begründung für die lokale antimikrobielle Wundbehandlung und die aktuell verfügbare klinische Evidenz beispielhaft für silberhaltige Wundverbände zusammen, diskutiert klinisch relevante Endpunkte und schlägt mögliche Kriterien zur klinisch adäquaten Bewertung des Nutzens vor. Dabei sollten die Prinzipien der evidenzbasierten Medizin als Grundlage für die Bewertung und die Erstattung zugrunde gelegt werden.

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